Es ist gefährlich, nicht dumm zu sein

«Die Menschen sind gar nicht so dumm. Es ist aber gefährlich, nicht dumm zu sein, denn wenn man nicht dumm ist, widerspricht man, kritisiert, äussert Meinungen, die unpopulär sind. Und aus Sicherheitsgründen ist es besser, sich dumm zu stellen. Und das ist ein Prozess, der nicht notwendigerweise bewusst sein muss.»

Dies sagte Erich Fromm 1979 in einem SRF-Interview, das auf YouTube verfügbar ist unter dem Titel «Erhalten kann man das Leben nur, wenn man die Welt liebt». Im gleichen Interview sagte Fromm etwas später: «Wir reden ja hier nicht von sehr komplizierten, schwierigen Gedanken, sondern davon, dass die Realität verborgen wird unter einer Decke von was man auf Englisch common sense nennt, gesunder Menschenverstand. Und dass die Menschen Angst haben, von ihrem eigenen Denken Gebrauch zu machen, weil jeder doch das Minderwertigkeitsgefühl hat, oder die Meisten: Wer bin ich denn, dass ich hier etwas sagen soll oder denken soll, wovon die Mehrheit gar nichts wissen will.»

Und so wird, weil Menschen Angst oder Minderwertigkeitsgefühle haben, viel Wichtiges nicht gesagt. Man getraut sich gar eher, einen Unsinn zu erzählen, als eine ungeheure Wahrheit, denn das Zweite ist gefährlicher.  Damit bleibt das Wort vornehmlich unter der Hoheit der Medienleute, der Politiker oder anderer Vertreter harter Eigeninteressen. Erich Fromm erwähnt, dass bereits Kant sagte «Sapere aude! – Wage zu wissen!». Dieses Wissen, das man zu denken wagt, muss auch noch geboren werden, muss in die Welt kommen, sonst wird es nicht Wirklichkeit, sonst kann es nicht wirken, nicht wachsen.

Deshalb: Wage zu Wissen! – Das ist spannend und kann die Welt etwas besser machen. Man lebt nicht wirklich, wenn man andere für sich denken und entscheiden lässt. Erich Fromm sagte zwar: «Die Menschen haben vergessen, dass vor allem die eigene Anstrengung, und zwar die wirkliche Anstrengung, die Bedingung für eine Verbesserung ist.» – Aber das heisst zweierlei: Verbesserung ist anstrengend, aber sie ist möglich! 🙂

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